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Vogalonga 2023

Blick vom Lido auf den Startpunkt im Baccino di San Marco

Diesmal hat sich eine bunt gemischte 10-köpfige Rudertruppe mit vier Frauen und sechs Männern, darunter viele alte Bekannte von See mal Rhein aus Radolfzell, Weil am Rhein, Ulm, Diessenhofen, Schlattingen, Hannover und Tübingen, mit Kleinbus und per Flug nach Venedig zur Vogalonga aufgemacht. Die insgesamt viertägige Reise vom 26. bis 29.05.2023 hat Martin Fehr für uns organisiert.

Der Grundgedanke der Vogalonga war Protest. TBC …

Bis zuletzt war nicht klar, ob der Generalstreik in Italien bis zum Donnerstag Nachmittag beendet sein würde und die Autofähren überhaupt wieder fahren würden. Die Warteschlange vor der Fähre von Venedig zum Lido war entsprechend lang. Aber wir hatten Glück und kamen fast gänzlich komplikationslos auf die zweite Fähre um 17.10 Uhr. Mit dieser Fährfahrt durch die Lagune mit viel Boots- und Schiffsverkehr und reichlich Wellen, vorbei an der markanten Silhouette Venedigs beginnt für mich immer das Vogagefühl, ein erstes Highlight.

Am Sonnabend sind wir eine große Runde um die Inseln gegenüber dem Lido gerudert, die auf meiner Karte keine Namen haben, die aber früher als Quarantäne-Insel, Nervenheilanstalt und Lungenklinik von großer Bedeutung waren. Die Armenische Bibliothek gibt es immer noch.

Am Sonntag war wieder perfektes Wetter mit leichter Brise, dünner Schichtbewölkung, nicht zu heiß, morgens 22°C. Der Tag der Vogalonga, die traditionell jedes Jahr am Pfingstsonntag stattfindet, begann für uns früh um 6.00 Uhr, damit wir vor dem großen Andrang die Boote, die wir bei den Canottieri Diadora gelagert hatten, erneut wassern konnten. Eine gute Idee, denn die Wiese vom Ruderclub war im Gegensatz zum Vortag voller auswärtiger Boote. Nach einem kleinen Frühstück im Café ging es mit zwei gesteuerten Vierern mit den Startnummern 988 und 989 los, einer unter Schweizer Flagge mit roten Shirts des Ruderclubs Diessenhofen und einer im Türkis von See mal Rhein.
Bis zum Start im Markusbecken mussten wir vom Lido schon mal einige Kilometer rudern und haben uns dort in das Feld von hunderten/tausenden (?) von Booten einsortiert. Spätestens jetzt wächst jedesmal die Spannung, und für mich war die Vogalonga auch beim x-ten Mal wieder aufregend. So kabbelig hatte ich das Wasser ohne Motorbootbetrieb allerdings gar nicht in Erinnerung. Schlag neun setzte sich der Tross der Boote einfach in Bewegung, ohne dass wir den üblichen Kanonenschuss gehört haben. Alle Glocken läuteten. Anfangs gibt es immer ein großes Getümmel und wir mussten uns erst mal frei rudern, bei Wellengang und Brise ein bisschen mühsam, später wurde es durch Landabdeckung ruhiger, das Feld entzerrte sich und es war nur noch Rudern angesagt.
Wie immer waren alle möglichen muskelbetriebenen Boote aus vielen Ländern Europas dabei, die einheimischen oft mit Flagge mit dem Motto „Stop Moto ondoso“, das an einen der ursprünglichen Zwecke der Vogalonga erinnert, den Protest gegen Motorboote. Es nahmen unzählige Ruder- und Paddelboote vom Einer bis zum Drachenboot, Stand-up-Paddler, darunter ein riesiges Board mit sieben Paddlern, ein Fahrrad-betriebener Katamaran, Gondeln mit ein bis zu zwölf Gondoliere teil. Eine bunte Vielfalt gab es auch wieder bei den Outfits: Mannschaften in den gleichen Farben, Vereins-Shirts, mit Hüten, Mützen, Schärpen, Bändern in allen Farben und witzigen Maskottchen, auf einem Boot spielte jemand Bandoneon, eine irre Vielfalt.
Der Verlauf des 30 km langen Rundkurses führt durch die Inselwelt der Lagune bis zum Wendepunkt bei Burano mit dem schiefen Kirchturm und den bunten Häusern und durch den Kanal von Murano. Besonders spannend wird es noch mal bei der Einmündung in den Canal Cannaregio, in den sich alle Boote einfädeln müssen mit Stau und Gewusel, Boot an Boot mit anfänglich drangvoller Enge und erforderlicher besonderer Umsicht.
Ein absoluter Höhepunkt ist die Fahrt durch den Canal Grande mit jeder Menge Zuschauern, die an den Ufern, in den Restaurants, auf Balkonen, von den Fenstern und Brücken aus und bei der Durchfahrt durch Venedigs Wahrzeichen, der Rialto Brücke Beifall klatschen, die Teilnehmer anfeuern und winken, grandios! An Engstellen half diesmal nur ein Taucher, die Boote in Längsrichtung zu ordnen. Vermutlich Aktivisten haben den Kanal diesmal grün eingefärbt, aber es war gar nicht so offenkundig erkennbar wie auf den Fotos im Internet.
Am Ziel im Canal Grande nahe der Basilika della salute folgte der nächste Höhepunkt: Die Namen der Teilnehmer jedes einzelnen Bootes wurden ausgerufen und uns das Päckchen mit den Medaillen zugeworfen: aufgefangen!

Am Montag gab es zur Belohnung für uns noch einen Kurs im Venezianischen Stehpaddeln mit Pino von den Canottieri Diadora in einem tonnenschweren umfunktionierten ehemaligen Lastenboot, mit dem Venedig einstmals mit Obst und Gemüse versorgt wurde. Theoretisch ist das Stehpaddeln ganz einfach. Praktisch ist es dann doch etwas schwieriger, aber nach einer Weile funktionierte es zumindest halbwegs, und das trotz frischem Seiten- und Gegenwind. Eine ganz neue Erfahrung.

Standfuß, richtiger Innenhebel und Rhythmus sind zentrale Bestandteile fürs Vorankommen

Über das individuelle Landprogramm sei nur gesagt: Mit dem Wassertaxi nach Murano haben wir am letzten Tag leider auch noch eine ziemliche Welle erzeugt …

Die Vogalonga mit unserer Crew war super, harmonisch und einfach wunderbar, wieder ein besonderes Rudererlebnis. Danke an alle unsere Mitruderer und besonders an unseren umsichtigen Fahrtenleiter Martin, perfekt!

(Vielen Dank an Bettina Behrendt für ihren Bericht; Fotos: privat, mit Zustimmung der Urheber)

VERÖFFENTLICHT VON UNTER Italien, Venedig - Lagune AM 6. Juni 2023

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