Triest – Venedig 2013
Gemeinschaftswanderfahrt des Landesruderverwandes Baden-Württemberg – Rudern zwischen Triest und Venedig 11. bis 18. Mai 2013
Organisator dieser Vorfahrt zur Vogalonga war Norbert Findeisen von der ‚Rudergemeinschaft See mal Rhein e.V.’, Radolfzell, einer noch jungen Vereinigung, die sich ausschließlich dem Wanderrudern verschrieben hat. Der Zuspruch war mit 6 Teilnehmerinnen und 6 Teilnehmern aus 5 Vereinen erfreulich gut und machte es möglich, dass 2 Vierer mStm. zu besetzen waren, und die verbleibenden 2 jeweils den Landdienst bewältigten.
Die Gesamtstrecke belief sich auf 193 Kilometer in 7 Tagen mit Tagesleistungen zwischen 22 und 35 Kilometern. Reviere waren die Adria, Lagunen und deren Kanalsysteme. Mittags gab es entweder Picknick durch den Landdienst oder durch Mitführung in den Booten oder auch mal im Restaurant. Die 3 Hotels waren durchweg sehr komfortabel. Am Ende der Fahrt – und im Übergang zur Vogalonga und der Nachfahrt dazu – wurden Campinghäuser bezogen, die per se vergleichbaren Standard nicht aufweisen konnten.
Die Routenführung am ersten Tag war möglicherweise ein Novum für eine Wanderfahrt in diesem Gebiet, denn es ging über die offene Adria – und zwar ohne Ausweichmöglichkeit. Alle Recherchen des FL ließen nur diesen Schluss zu. Natürlich war es wetterabhängig, ob es so auch tatsächlich gefahrlos durchführbar war. Aber wir hatten großes Glück dieses beeindruckende Stück unmittelbar an den schroffen Felsen entlang erleben zu können.
Würdig begleitet wurden wir anfangs durch 2 Achter des Canottieri Saturnia, einem von Hamburgern vor 149 Jahren als ‚RV Hansa’ gegründeten Vereins.
Ein gewisser Gag war das berudern des Flusses Timavo, der mit 2 Kilometern einer der kürzesten Flüsse der Welt sein soll. Über ca. 6 Kilometer ging es danach über eine Bucht, bevor wir kurz in den Isonzo einbogen und danach noch ein kurzes Stück auf einem Kanal weiter fuhren.
Abends stellten einige fest, dass Triest bei weitem nicht ‚trist’ ist, ganz im Gegenteil! Tags darauf ging es weiter bis in die Laguna di Grado und bis zum Ruderclub dieses malerischen Ortes, besonders schön am Abend, wenn viele Gebäude angestrahlt werden. Die Aufnahme hier und generell war überall überaus freundlich und zuvorkommend. Bei guter Sicht sahen wir in diesen Tagen auch das beeindruckende Alpenpanorama mit seinen noch schneebedeckten Gipfeln.
Sehr oft waberte der Duft von Robinien und Holunder zu uns hinunter und blühende Tamarisken bildeten einen Hain und standen uns quasi Spalier. An den Schilfgürteln entlang fuhren wir wie in einer Voliere, ein Geschnatter und Gezwitscher ohne Ende. Auffällig waren insbesondere auch die unzähligen Silberreiher, von Möwen gar nicht zu reden. Die folgende Etappe endete in Lignano. Dorthin führte uns problemlos der Spürsinn des Fahrtenleiters in Verbindung mit elektronischem Kartenmaterial, Karten-Hardware und die im meist türkisfarbenen Wasser angebrachten hier noch gelben Wegweiser (später kamen blaue hinzu).
In diesen Abschnitten und im restlichen Verlauf spürten wir auch die Tide, mal ‚positiv’, mal ‚negativ’. Beim ‚Voga Caorle’ landeten wir an.
Die Newcomer konnten hier erstmals die italienischen Ruderboote, in denen im Stehen und aus unserer Sicht ‚falsch herum’ mit nahezu sophistischen Dollen gerudert wird, aus der Nähe betrachten. Das Bootshaus war 1. voll davon und 2. wurde draußen ein weiteres – offenbar für die ‚Vogalonga’ – weiß gestrichen.
Am 5. Tag trat, was kaum zu glauben war, das angekündigte ‚Sauwetter’ tatsächlich ein! Über Nacht änderte sich damit auch die Oberfläche der Adria von harmlos glatt zu tosendem Wellengepeitsche – durchaus ein Naturereignis.
Wir ließen die Sonnencreme im Hotel und hüllten uns in Regenklamotten, was aber nicht wirklich half. Aber keiner war bereit nicht zu rudern, wodurch wir uns abends ein Sonderlob von Norbert einhandelten. In ‚Torre di Fine’ überfielen wir quatsch nass und triefend mittags ein Restaurant. Die Betreiber animierten uns aber noch unsere tropfenden Kleidungsstücke auszubreiten! ‚Tee’ war hier zunächst das bevorzugte Getränk, was aber nicht sehr lange anhielt. Nachmittags baute sich dann auch noch ein selbst für robuste Gemüter unüberwindbares Hindernis auf: die Schleuse in Cortellazzo wird umgebaut und ist derzeit unpassierbar.
Bei besseren äußeren Bedingungen wäre uns vielleicht noch etwas eingefallen, so aber verluden wir die Boote und parkten sie an einem stillgelegten Night-Club. Das auch, weil der ca. 6 Kilometer lange schnurgerade Kanal auch unter besseren Bedingungen wohl nicht besonders reizvoll gewesen wäre?! Tags darauf setzten wir die Boote in Jesolo wieder ein und rauschten mit der Strömung auf dem Fluss Sile flugs zur Schleuse ‚Locanda alle Porte’ mit jeweils 2 Schleusentoren, die je nach Wasserstand in beide Richtungen wirken können.
Wieder troffen wir, und wieder durften wir in dem diesmal besonders vornehmen Lokal (Geheimtipp!) mit bester Küche uns ausbreiten. Durch heftigen Gesang rissen wir den Schleusenmeister aus seinen Träumen und fuhren dann mit einer Höhendifferenz von 30 Zentimetern unserem Endziel in Treporti entgegen. Da allerdings ein Gewitter drohte, gingen wir noch an Land und fanden wieder mehr als freundliche Aufnahme. Der Herr des Hauses bot uns auch noch etwas von seinem Wein an, aber im Dienst trinken Ruderer ja nicht unbedingt. Der letzte Tag in dieser Besetzung diente dann sozusagen der Einstimmung auf die Vogalonga, jedenfalls für die wenigen, die das Spektakel noch nicht mitgemacht hatten. Wir ruderten nach Murano bei allerbestem Wetter und seit Tagen mal wieder in trockner Kluft.
Ruderfreunde aus vieler Herren Länder taten Gleiches und bevölkerten die Lagune, die sich wellenreich durch die unzähligen Motorboote präsentierte. Das ließ auch einen erfahrenen Ruderer nicht besonders ruhig schlafen.
Unser ‚Oldie’ Rudi Neumann bedankte sich im Namen aller bei Norbert und Annette für die Vorbereitung und Durchführung dieser unvergesslichen Tour, die vielleicht nur den einen Nachteil hat, dass sie kaum zu übertreffen sein wird. Mit einer kleinen Aufmerksamkeit haben wir den beiden Motorrollerfans ganz offensichtlich eine Freude machen können und alle hoffen nicht ganz un-egoistisch, dass es auf anderen Gewässern unter dieser sehr kompetenten Leitung in ähnlicher Zusammensetzung mal wieder eine Fahrt geben wird. – Die Boote wurden anschließend zur Vogalonga, der Nachfahrt dazu und zu einer Tour in Kroatien benutzt. Auch das ist eine besonders gelungene Optimierung!
Dagmar und Hajo Heinemann, Mündener RV
VERÖFFENTLICHT VON See mal Rhein e.V. UNTER Venedig - Lagune AM 18. Mai 2013
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